Essen & Trinken

Happy Birthday, Mensa Academica!

Am 18. Mai 1920 öffnete die Mensa Academica erstmals ihre Pforten – im Rahmen des 100-jährigen Bestehens des Studierendenwerks Aachen sollte dieser Tag eigentlich groß gefeiert werden. In Zeiten von Corona wird das Geburtstagskind jedoch ohne Gäste auskommen müssen.

Still liegt sie da in diesen Tagen, die Mensa Academica am Pontwall. Dort, wo es sonst schon im Eingangsbereich nach frischen Waffeln duftet, sind die Türen wegen Corona noch fest verschlossen. Einen solch leisen 100. Geburtstag hat sich das Studierendenwerk für seine Hauptmensa, deren Grundstein am 18. Mai 1920 mit der ersten öffentlichen Studentenspeisung gelegt wurde, sicherlich nicht gewünscht. „Diesen Tag wollten wir eigentlich mit den Studierenden feiern“, bedauert Geschäftsführer Dirk Reitz die Entwicklungen. „Es ist ein wichtiges Datum, denn die Gründung der ersten Mensa bildet das Fundament für die Geschichte des heutigen Studierendenwerks. Es war der Beginn der sozialen Studentenhilfe in Aachen, die sich mit den Jahrzehnten immer weiter entwickelt hat und am Hochschulstandort nicht mehr wegzudenken ist.“

Die Geschichte der Mensa beginnt nach dem Ersten Weltkrieg. Wirtschaftlicher Notstand veranlasst Dozenten und Professoren zur Gründung der studentischen Selbsthilfeorganisation „Studentenwohl Aachen e. V.“, des Vorläufers des heutigen Studierendenwerks. Dieser soll sich in organisierter Form den sozialen Belangen der rund 1.000 kriegsheimkehrenden Studenten annehmen. Als eine der ersten Mensen deutschlandweit wird mit fünf Bediensteten eine provisorische „Mensa academica“ in der Talbot-Halle, einer Turnhalle in der Schinkelstraße, eingerichtet.

Die Mensa im Haus der Studentenschaft
Die Talbot-Halle reicht schon bald nicht mehr für die Versorgung der Studierenden aus, und die logistischen Aufgaben werden immer umfangreicher. Man beschließt den Bau des „Haus der Studentenschaft“ in der Turmstraße. Hier soll die Mensa academica einen festen Standort erhalten. Es gibt einen ordentlichen Speisesaal, wo rund 1.400 Studierende ein tägliches Mittagessen erhalten. Darüber hinaus bietet das Haus einige kleine Studentenzimmer.

Durch die Bombardierung Aachens im Jahr 1944 wird auch die Mensa Academica vollständig zerstört. Was folgt, sind Jahre voller Entbehrungen. Die Hungersnot ist groß, und dass die Bevölkerung nicht völlig zusammenbricht, ist zum großen Teil den schwedischen, irischen und schweizerischen Lebensmittelspenden zu verdanken. Ein kärglicher improvisierter Mensabetrieb wird nach Wiederöffnung der Hochschule vorübergehend in einem Maschinenbausaal untergebracht. Bis 1950 wird das Haus der Studentenschaft unter schwersten Bedingungen und mit einigen Unterbrechungen mühsam wieder aufgebaut. Junge Männer, die ein Studium aufnehmen möchten, müssen mithelfen, um ihre Immatrikulation zu erhalten.

Mensa in den Fünfzigern
Nach der erneuten Eröffnung blüht das Mensageschehen am Pontwall langsam wieder auf, auch die Speisen werden reichhaltiger. 1950 freuen sich die Studierenden über „Rinderschmorbraten, Rotkohl, Kartoffeln und Tunke“ für 70 Pfennig, für weitere 25 Pfennig gibt es danach noch einen Nusspudding.

In den Folgejahren wird die Mensa Academica immer wieder umgebaut, um den steigenden Bedürfnissen der immer mehr werdenden Studierenden gerecht zu werden. Durch die hinzugekommenen Leistungsbereiche wie studentisches Wohnen, Studienfinanzierung und Kinderbetreuung muss auch der Verwaltungsbereich des Studierendenwerks ständig vergrößert werden.

Nicht immer dient die Mensa nur als Treffpunkt für das tägliche Mittagessen, insbesondere in den 80er-Jahren finden dort zahlreiche Veranstaltungen statt, die das studentische Kulturleben maßgeblich mitbestimmen. Für viele unvergessen sind beispielsweise der Fußgängerball und die Konzerte im Theatersaal. Die Sparpolitik der Landesregierung gab jedoch auch immer mal wieder Anlass zur Kritik. Studentische Proteste, beispielsweise wegen fehlender Subventionen vom Land, eintönigen Essens mit zu wenig Kalorien, zu hoher Preise oder der Verwendung von Einweggeschirr, waren keine Seltenheit.

Mensa im Wandel der Zeit
Heute gehört der schlechte Ruf der Mensen der Vergangenheit an, und die Mensa Academica hat in puncto Service und Essensvielfalt deutlich aufgeholt. Die zweijährige Sanierung (2012 bis 2014) brachte durch größere Flächen mehr Sitzplätze und durch Spezialtheken ein breiteres Angebotsspektrum. Veganes, Vegetarisches, internationale Küche oder auch der beliebte Schnitzeldienstag – für viele Studierende gehört die seit Jahren als veganfreundlich ausgezeichnete Mensa zum täglichen Begleiter im Hochschulalltag.

Im Jahr 2020 betreut das Studierendenwerk neun Mensen in Aachen und Jülich, dazu gehören zahlreiche Cafeterien und Kaffeebars. Im Jahr 2019 wurden insgesamt 2,75 Millionen Essen ausgegeben, allein in der Mensa Academica waren es rund 1,18 Millionen bei durchschnittlich 6.000 Gästen am Tag. Und aus den fünf Bediensteten aus der „Mensa academica“ von 1920 sind mittlerweile über 60 Angestellte geworden.

Wegen der Corona-Pandemie sind alle Hochschulmensen seit dem 19. März bis auf Weiteres geschlossen. Wann die Mensa Academica wieder ihre Gäste empfangen kann, hängt von der Verordnung der Landesregierung ab. Fakt ist, dass alle Feierlichkeiten und Aktionsprogramme zum 100. Jubiläum verschoben werden mussten. Die historische Jubiläumsausstellung am Pontwall, die ursprünglich in der kommenden Woche eröffnen sollte und auch die Wandlung der Mensa Academica in vielen Bildern zeigt, wird voraussichtlich erst 2021 zu sehen sein.

Mensa Academica im Wandel

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