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100 Jahre Studierendenwerk Aachen

Trommelwirbel am Pontwall: Als eines der ältesten deutschen Studentenwerke darf sich das Studierendenwerk Aachen auf ein buntes Festjahr zu seinem 100. Geburtstag freuen. Was zum Runden geboten wird? Ganz besondere Rückblicke, Events und jede Menge Spaß.

Es begann in einer Turnhalle
Man schreibt den 18. Mai 1920, als sich im Aachener Universitätsviertel rund tausend hungrige Studenten in einer umfunktionierten Turnhalle versammeln und für eine warme Mittagsmahlzeit anstehen. „Mensa academica“ nennt sich der improvisierte Speisesaal, den die Hochschule in den Wirren der Nachkriegszeit für ihre Studierenden geöffnet hat. Die aus der Not heraus geborene Idee ist bahnbrechend: Noch nie hat es Studentenhilfe in dieser organisierten Form gegeben. Es ist der Beginn einer Erfolgsgeschichte. Es ist die Geburtsstunde des heutigen Studierendenwerks Aachen.

Zeitgleich mit Bonn, Münster und Dresden gründet die Aachener Hochschule ab 1920 den ersten studentischen Selbsthilfeverein, der sich über die Jahrzehnte immer weiter professionalisiert und verselbstständigt. Die Vereine bauen Wohnheime und Mensen, hüten die Kinder von Studierenden und schaffen Chancengleichheit durch die Vermittlung von Darlehen und später BAföG. Zu Beginn noch stark verknüpft mit der Hochschule, etablieren sie sich zu eigenständigen, mittelständischen Vereinen, die den Studierenden eine Rundumversorgung in ihren Grundbedürfnissen bieten. Später werden die Vereine zu Anstalten des öffentlichen Rechts umgewandelt und arbeiten nach einem gesetzlich geregelten Auftrag.
 
Auf Spurensuche
In diesem Jahr steht also ein großer Geburtstag für die Aachener Studierendenwerkler an. Wie wird gefeiert? „In jedem Fall ereignisreich“, verspricht Dirk Reitz, Geschäftsführer des Studierendenwerks. „Bei den Vorbereitungen haben wir fleißig in die Archivkiste gegriffen und uns jede Menge Inspiration für das Programm geholt." Einblicke in die Historie soll neben einem Chronikband eine kleine Jubiläumsausstellung bieten. Dabei lag es auf der Hand, diese am Dreh- und Angelpunkt des Studierendenwerks zu zeigen, im damaligen „Haus der Studentenschaft“ am Pontwall. „Hier, wo der Studierende seit 1925 ein und aus geht, ist genau der richtige Ort für eine spannende Zeitreise durch die Jahrzehnte“, so Reitz. Zu sehen sein werden großflächige, chronologisch angeordnete Bildmotive und Texte, die neben den zeitlichen Abläufen auch die Stimmungen der einzelnen Studierendenwerk-Phasen widerspiegeln. Die dargestellten Ereignisse werden eingebettet in das Aachener Zeitgeschehen. „Es gibt Dinge, über die wir heute schmunzeln können, aber auch Zeiten, die in der Rückbetrachtung sehr nachdenklich stimmen“, verrät Reitz vorab. „Da gibt es nicht nur die katastrophalen Auswüchse des Ersten Weltkriegs, sondern auch die NS-Zeit und die Hungerjahre ab 1945, die die Ausrichtung der Studentenwerke maßgeblich beeinflussten.“ Damit spricht er auf längst vergessene Zeiten an, in denen sich nach Kriegsende die Hörsäle wieder füllten und die Studentenzahlen innerhalb von kürzester Zeit auf das Dreifache anstiegen. Nahrung gab es fast nur über Spenden aus dem Ausland, und der Wiederaufbau, insbesondere in Aachen, entpuppte sich als unvorstellbarer Kraftakt. Ging es in den 1950er-Jahren finanziell wieder aufwärts, begann ab den Sechzigern die Zeit der Studentenproteste. Die machten auch vor den Türen des Studierendenwerks nicht halt, denn mit den hochschulpolitischen Entwicklungen und sozialen Zuständen waren nicht alle der angehenden Akademiker zufrieden. Anlass zur Kritik und zu öffentlichem Aufsehen gaben unter anderem exorbitante Mieterhöhungen, schlechtes Mensaessen mit viel zu wenig Kalorien, Einweggeschirr, Bearbeitungsrückstände im BAföG-Bereich, ein über Jahre andauernder Mietstreik und marode Wohnheime.
 
Gezeigt wird die Ausstellung ab dem 27. Mai im Hauptgebäude am Pontwall.
 

Interviews mit den Zeitzeugen
Die visuelle Aufarbeitung ist nur ein Teil aus dem Erzählwerk der Aachener Studierendenhilfe. Zusätzlich kommen in zahlreichen Audios Zeitzeugen aus den verschiedenen Jahrzehnten zu Wort, die eindrucksvoll von ihren Berührungspunkten mit dem Studierendenwerk erzählen. Die vier- bis fünfminütigen Interviews versetzen den Zuhörer in die Zeit zurück, als das erste Studentenwohnheim öffnete oder das Mensaessen noch von Kellnern im Frack gebracht wurde. Darüber hinaus erzählen Studierende, wie ein Studium mit Kind möglich ist, sich ein Leben im Wohnheim gestaltet und sich das Studentenleben grundsätzlich verändert hat. Gehört werden können die einzelnen Folgen in den sozialen Netzwerken, auf Youtube und auf einem Jubiläums-Blog.

Kulinarische Genüsse aus alten Zeiten
Was wäre ein Jubiläumsjahr ohne kulinarische Köstlichkeiten aus 100 Jahren Mensaessen? Eine Frage, die bei den Planungen im gastronomischen Bereich natürlich nicht ins Leere lief. Vier Aktionswochen gingen aus einem Brainstorming der Einrichtungskoordinatoren hervor, in denen dem Mensagast typische, aber ausgefallene Gerichte aus der Vergangenheit beschert werden sollen. Man darf sich also freuen – zu allen Wochen wurde ein passendes Rahmenprogramm geschmiedet. Bei den Aktionswochen soll es nicht bleiben: Unter das Jubiläumsmotto fallen 2020 auch der Rezeptwettbewerb MENSA STAR und der Kochkurs „Kochen wie die Profis“.

Auch die Kolleginnen und Kollegen aus den anderen Bereichen bringen sich mit ein. So werden die Kinder aus den Studierendenwerk-Kitas im Jubiläumsjahr zu kleinen Reportern und berichten über die unterschiedlichen Bereiche.

Last, but not least wird für die Beschäftigten ein großes Mitarbeiterfest mit vielen schönen Überraschungen für die ganze Familie organisiert. Stattfinden wird dieses natürlich am Pontwall, wo jeder die Möglichkeit bekommt, sich die historische Ausstellung anzusehen.

Jubiläumsblog
Um keinen der Programmpunkte im Jahr 2020 zu verpassen, bietet in Kürze eine Jubiläumsseite nicht nur einen Überblick über die wichtigsten historischen Meilensteine der Studierendenhilfe, sondern ebenfalls einen Eventkalender, der Interessierte auf dem Laufenden hält.

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