Wohnen

Recycelte Fenster im Wohnheim Kullenhof

© Studierendenwerk Aachen

Technisches Know-how im Dienst von Ressourceneffizienz und Nachhaltigkeit, dafür gibt es viele Beispiele. Eines davon liefert zurzeit der Hochschulstandort Aachen. Etwa 700 PVC-Altfenster an den Fassaden von sechs Wohnheimen des Studierendenwerks Aachen in der Kullenhofstraße werden vom Fensterbauunternehmen Kochs GmbH aus Herzogenrath gegen neue Energie sparende Kunststofffenster ausgetauscht. Die ausgedienten Bauelemente wandern jedoch nicht in die Müllverbrennung, sondern gelangen in den bundesweiten werkstofflichen Kreislauf des Rewindo-Recyclingsystems. „Über dieses Referenzprojekt freue ich mich besonders, da wir in dieser Region schon häufiger interessante und nachhaltige Recyclingprojekte mit größeren Mengen an Altfenstern durchgeführt haben“, so Michael Vetter, Geschäftsführer der Rewindo GmbH Fenster-Recycling-Service Bonn.

Die Kaiserstadt hat mit PVC-Altfensterrecycling bereits vor über zehn Jahren positiv von sich reden gemacht. Zwei Wohnungsunternehmen, darunter die städtische Wohnungsgesellschaft Gewoge AG, teilten sich damals den ersten Preis im bundesweiten Wettbewerb „Umweltgerechte Modernisierung“, der Ende 2009 im Weißen Saal des Aachener Rathauses verliehen wurde. Ausgezeichnet wurden damals nicht nur die gelungenen energetischen Sanierungen zweier Bauprojekte, sondern auch der ökologisch verantwortungsvolle Umgang mit den ausgedienten Baumaterialien, speziell den Altfenstern aus Kunststoff, seitens der Bauherren.

Schon damals bei einem der beiden Siegerprojekte mit dabei – das Fensterbauunternehmen Kochs, das den Austausch von über 1.000 PVC-Altfenstern im Bereich Amya-Straße vorgenommen hatte. Auch für das aktuelle Bauvorhaben der Studierendenwohnheime gibt es wiederum viel Arbeit für die Monteure des 1955 von Josef Kochs gegründeten Betriebes mit heute ca. 230 Mitarbeitern. „Seit 2016 gehören wir zum Premiumpartner-Netzwerk der Rewindo und unterstützen auf diese Weise gerne das Ziel eines geschlossenen Materialkreislaufes für PVC-Fenster“, so Geschäftsführer André Kochs.

Die zu Beginn der 1980er Jahre errichteten Gebäudekomplexe an der Kullenhofstraße mit vier bis sechs Geschossen und circa 480 Studierendenapartments erhalten bis Oktober 2020 im Rahmen einer Renovierungsmaßnahme etwa 690 neue Kunststoff-Einzelfenster der Marke profine nach aktuellem technischen Standard mit Dreifach-Verglasung, Sonnen- und Schallschutz sowie weitere sechs Fensteranlagen für die Treppenhäuser und sechs Eingangstüren. Wie bereits 2009 erfolgt die Entsorgung der PVC-Altfenster über das Rewindo-Recyclingsystem. Die ausgebauten Bauteile werden in Containern zur Recyclinganlage der Dekura GmbH nach Höxter transportiert. Das auf Fensterrecycling spezialisierte Unternehmen ist einer der Recyclingpartnerbetriebe der Rewindo.

Die PVC-Altfenster werden bei Dekura zunächst geschreddert und weiter zerkleinert. Dann geschieht in unterschiedlichen Verfahren die sortenreine Trennung in Metall, Gummi, Glasreste und Kunststoff. Dieser wird nochmals erhitzt und durch einen Filter gepresst, um letzte Fremdpartikel auszusondern. Zurück bleibt reines PVC-Granulat als Ausgangsstoff für neue Kunststofffenster mit Rezyklatkern. „Aus alten Fenstern werden dabei ohne Abstriche an den bauphysikalischen Eigenschaften wieder neue Fenster. Deren Profilkern besteht aus Recycling-PVC, nur an der Oberfläche des Profils wird aus optischen Gründen Neumaterial verwendet“, erläutert Vetter.

Zusammen mit seinen Recycling- und Logistikpartnern konnte Rewindo im Jahr 2019 im Rahmen des werkstofflichen Recyclings einen Output von über 35.500 Tonnen Regranulat aus PVC-Altfenstern, - Rollläden und –türen erzielen. Das entspricht in etwa zwei Millionen alten Kunststofffenstern. Das Verfahren hat nicht nur hierzulande Bedeutung: Die europäische PVC-Branche hat sich im Nachhaltigkeitsprogramm VinylPlus® verpflichtet, bis zum Jahr 2025 in Europa etwa 900.000 Tonnen und bis 2030 jährlich 1.000.000 Tonnen PVC über alle Anwendungen zu recyceln. Beteiligt ist die Fensterprofilbranche auch an der Circular Plastics Alliance (CPA) der EU-Kommission. Bis 2025 sollen im Rahmen der CPA 10 Millionen Tonnen Kunststoff-Rezyklate in neuen Kunststofferzeugnissen Verwendung finden und so den Materialkreislauf weiter schließen.

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