Wohnen

Studentisches Wohnen: Potenziale und Perspektiven

Der Wohnungsmarkt für Studierende ist seit Jahren angespannt. Aktuell verschärfen steigende Energie- und Baukosten die Situation zusätzlich. Um gemeinsam mit verschiedenen Akteuren aus der Hochschulschullandschaft, der Politik, den Studierendenwerken, Planern, Fördergebern und Wohnungsunternehmen in den Austausch zu gehen, lud das Lehr- und Forschungsgebiet für Immobilienprojektentwicklung (iPE) an der RWTH Aachen gemeinsam mit dem Studierendenwerk Aachen zu einer Fachkonferenz zum studentischen Wohnen ein.

Die Veranstaltung bot einen spannenden Austausch zu den Themenblöcken „Potenziale für den studentischen Wohnungsmarkt“ und „Perspektiven für die Zukunft des studentischen Wohnens“.  Gastgeberin Prof. Dr.-Ing. Elisabeth Beusker vom iPE begrüßte rund 120 Interessierte im Ford-Saal im Super C und legte zum Einstieg die Beweggründe für den Austausch dar. „Am derzeitigen Wohnungsmarkt sieht man, wie prekär die Lage ist und dass wir darauf antworten müssen. Wenn wir durch unsere Innenstädte gehen, sehen wir einen massiven Leerstand von Einzelhandelsläden – das widerspricht der These, dass wir eigentlich keine Flächen haben. Es ist an der Zeit, über neue Wohnmodelle nachzudenken, und das in Zusammenarbeit mit der Stadt und den Studierendenwerken.“

Zunächst präsentierten Dr. Martina Kroher und Frederike Gerdes vom Deutschen Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung ausgewählte Ergebnisse der „Studierendenbefragung in Deutschland“, die im Jahr 2021 in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Studierendenwerk erhoben wurde und ein Bild der wirtschaftlichen Lage von etwa 188.000 Studierenden zeichnet. Eingegangen wurde speziell auf die Wohnverhältnisse und die finanzielle Situation. Anschließend referierte Dr. Christian Oberst, Senior Economist für Wohnungspolitik und Immobilienökonomie am Institut der Deutschen Wirtschaft, über die Marktentwicklung von kleinen Wohnungen und WG am freien Wohnungsmarkt (Quelle: MLP-Studentenwohnreport 2023).

Wunsch nach Einzelapartments
Ergebnisse einer weiteren, etwas weniger umfangreichen Erhebung stellte Lisa von Wittenhorst vor. Als wissenschaftliche Mitarbeiterin und Doktorandin am iPE hatte sie im letzten Jahr in Zusammenarbeit mit dem Studierendenwerk Aachen eine Studie zu den Bedarfen und zur Zufriedenheit von Bewohnern in den Aachener Wohnheimen vorgenommen, um die Vorstellungen und Wünsche der Studierenden für künftige Wohnprojekte sichtbar zu machen.

Die Studie mit über 1.200 Teilnehmenden zeigte, dass die WG – zumindest in Aachen – mittlerweile nicht mehr zu den angesagtesten Wohnformen zählt, sondern hauptsächlich der Wunsch nach einem Einzelapartment mit eigenem Bad und eigener Küche besteht. Soziale Kontakte zu pflegen, bleibt nach wie vor ein wichtiger Bestandteil des Zusammenlebens; die Studierenden sprechen sich verstärkt für großzügige Gemeinschaftsbereiche und verschiedene Freizeitmöglichkeiten aus. Zudem ist die Lage des Wohnheims ein wichtiges Kriterium: Nah am Zentrum und an der Uni sollte das Wohnheim schon sein, ein Fußweg von über drei Kilometern wird als ungünstig und zu lang erachtet. Auch Nachhaltigkeitsaspekte spielen längst keine untergeordnete Rolle mehr: Mülltrennung und eine ökologische bzw. energieeffiziente Bauweise der Anlagen werden mittlerweile als selbstverständlich angesehen.

Umbau und Erweiterung der Aachener Studierendentürme
Besonders praxisorientiert zeigte sich der Vortrag des Kölner Architekten Juan Pablo Molestina, Geschäftsführer vom Molestina Architekten + Stadtplaner GmbH, der gemeinsam mit dem französischen Architektenduo Lacaton & Vassal Architectes das Umgestaltungskonzept der vier Wohntürme in der Rütscher Straße entworfen hat. Molestina erläuterte dem Publikum die Idee zur kosteneffizienten Wohnflächenerweiterung sowie zur Verdichtung des innenliegenden Areals zu einer Quartiersmitte. Entstehen sollen insgesamt über 1.200 Wohnplätze für Studierende.

Wissenswertes zur Wohnraumförderung für studentisches Wohnen und zu den aktuellen Rahmenbedingungen speziell für Studierendenwerke erfuhren die Gäste von Jürgen Huber, Geschäftsführer des Studierendenwerk Bonn und Vorsitzender des DSW-Ausschusses Wohnen, und Florian Kurt, zuständig für Förderberatung Wohnraum der NRW.Bank. Abschließend präsentierte der Berliner Architekt Tom Geister (Sauerbruch Hutton) innovative Ideen für gemeinschaftliches Wohnen in der Innenstadt anhand zahlreicher Projektbeispiele.

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